Das Thema der Saison: "Videobeweis"!

Das Thema der Saison: "Videobeweis"!

 

Ich will mich in meiner Kolumne diesmal nicht mit dem 1. FCN beschäftigen und werde zu anderen Zeitpunkten dazu bestimmt noch genügend Gelegenheiten bekommen. Ganz stimmt es jedoch nicht, denn das Titelthema ist auch für unserem Club nicht uninteressant und es ist wert sich damit zu beschäftigen. Es ist zu erwarten, dass der Videobeweis auch in der 2. Liga zur nächsten Saison eingeführt wird. Natürlich wären wir jedoch bereits jetzt gerne damit konfrontiert, denn dann wären wir in Liga 1, und wenn der Aufstieg, wie innigst gewünscht, gelingt betrifft es uns so wie so. In einer Zeit in der der technische Fortschritt und die damit einhergehenden Möglichkeiten in allen Bereichen des täglichen Lebens Einzug gehalten haben nimmt dies natürlich auch vor dem Sport nicht halt. Autos parken ein ohne, dass jemand das Lenkrad berührt. Hausgeräte werden durch Sprachsteuerung befehligt. U-Bahnen rasen ohne Fahrer durch die Röhre. Riesige Schleusen- und industrielle Fertigungsanlagen funktionieren ferngesteuert ohne, dass ein Mensch sichtbar ist. So käme es ja einem Wunder gleich wenn sich diese Entwicklung nicht auch im Bereich des Sportes, vor allem des professionellen, vollzogen hätte. In der Leichtathletik sind treppenartige Gestelle mit Menschen, die eine Stoppuhr in der Hand halten, sowie Männer mit Bandmaß bei Sprung- oder Wurfdisziplinen, die das Bandmaß gelegentlich auch mal straffer oder weniger straff gezogen haben, längst Geschichte. Beim Skispringen stehen keine Männer mehr mit Holzlatten am Aufsprunghang, um die Sprungweite zu markierten und beim Springer der eigenen Nation zwei Meter dazu addierten. Bei Disziplinen bei denen es um Zeit geht ist es natürlich diskussionswürdig ob man in Tausendstel von Sekunden messen muss. Möglich ist es jedoch und eine Entscheidung wäre knapp aber gerecht. Schwierig ist die Beurteilung eines Axels beim Eiskunstlauf oder der Abgang eines Turners vom Reck ohne Mensch, dessen Beurteilung zu einem gewissen Teil subjektiv ist. Das auch dies ohne Einfluss von Menschen möglich wäre halte ich nicht für völlig ausgeschlossen denn es wäre nur eine Frage des zu benötigten Aufwands. In großen Profiligen wie Football, Baseball, Eishockey, Rugby ist Technik als Zuhilfenahme für gerechte Entscheidungen längst Alltag. Kommen wie jedoch jetzt zu unserer Lieblingssportart und weltweiten Sportart Nummer 1, dem Fußball. Ziemlich lange hat es gedauert bis man sich zur Einführung der Torlinientechnik durchgerungen hat um die ultimativste Entscheidung des Spiels richtig zu treffen. Dies läuft nun geräuschlos, weil zum Einen die Technik scheinbar optimal funktioniert und ja nicht übermäßig häufig in Anspruch genommen werden muss. Richtigerweise hat man sich beim DFB entschieden probeweise den Videobeweis in der Bundesliga einzuführen. Es würde ja einem Wunder gleichkommen wenn dieses Pilotprojekt von Anfang an völlig problemlos funktionieren würde. Also ist es notwendig eine gewisse Karenzzeit einzuräumen um zu einer aussagekräftigen Beurteilung zu kommen. Die kann dann lauten super oder Verurteilung in Bausch und Bogen, ich will sie noch nicht treffen. Sinn kann ja nur sein bewegte Bilder, die beliebig wiederholbar sind und auch verschiedene Perspektiven zeigen, zur richtigen Entscheidungsfindung hinzuzuziehen. Schiedsrichterentscheidungen sind immer zu einem Teil subjektiv und sollen durch den Videobeweis weitgehend objektiv werden. Die Oberhoheit sollte jedoch der Referee auf dem Platz behalten. Ob die Abwicklung, mit Videoschiedsrichter in einem Kölner Keller, ideal ist oder ob die Regularien wann dieser eingreifen soll genau definiert ist entzieht sich meiner Kenntnis. Einzugreifen ist nach meinem Verständnis bei Tor oder nicht Tor, strittigen Abseitssituationen, Elfmeter oder nicht, gelber oder roter Karte und Situationen die sich hinter dem Rücken des Schiedsrichter abspielen. Dies scheint nicht klar geregelt gewesen zu sein . Deshalb waren auch personelle Veränderungen und Regelanpassungen, die jedoch schlecht nach außen kommuniziert wurden, seitens des DFB nötig. Warten wir die Rückrunde ab ob es sich positiv auswirkt. Ich kann durchaus den Unmut von Spielern verstehen, die bemängel, dass Spontanität verloren geht wenn Entscheidungen erst verzögert getroffen werden. Ich habe auch Verständnis für Verärgerung wenn eine Spielsituation die drei Spielzüge vorher stattfand Auswirkungen auf eine spontane Entscheidung hat. Absolut kein Verständnis habe ich für die extrem krasse Fehlentscheidung beim Spiel der Kölner gegen Mainz, mit der klaren Schwalbe des Mainzers. Hier hatten Platz- und Videoschiedsrichter Tomaten auf den Augen. Genau so wenig habe ich Verständnis für das Rumgeeiere des Mainzer Spieler, der eine leichte Berührung verspürt haben will, wo doch alle Bilder das Gegenteil zeigen. Nicht gut ist natürlich auch, dass die Zuschauer keinerlei Information bekommen warum eine Entscheidung so getroffen oder revidiert wurde. Nochmals Rückkehr zum Thema Spontanität. Wenn ein Tor nicht anerkannt wird und später durch den Videobeweis doch, ist der Torschütze um seinen spontanen Jubel gebracht. Er wird jedoch nicht hingehen und sagen: "Schiri ich bin um meinen spontanen Jubel gebracht, jetzt will ich das Tor auch nicht mehr!" Ich persönlich habe eine ganz spezielle Meinung zum Videobeweis die natürlich niemals in irgend einer Weise Einfluss haben wird. Vorausschicken will ich jedoch, dass ich der Meinung bin wir haben sehr gut ausgebildete Schiedsrichter, die sowohl physisch und psychisch absolut ihren Anforderungen gewachsen sind. Sie sind durchaus in der Lage ein Spiel auch ohne Videobeweis zu leiten, werden sich jedoch nicht den Vorteilen den dieses System bringt verschließen. Bei mir gäbe es keinen "Kölner Keller" sondern von der 1. bis 3. Liga, denn dies sind ja alles offizielle Profis, entsprechende Kameras die aussagekräftige Bilder liefern. Diese Bilder sind nur dem Referee, seine beiden Assistenten und dem 4. Unparteiischen wenn sie der Schiri hinzuziehen will, zugänglich. Der Schiedsrichter kann wenn er der Meinung ist jederzeit davon Gebrauch machen. Ich halte unsere Schiedsrichter durchaus für fähig diese Möglichkeit maßvoll einzusetzen und sie haben auf dem Platz die absoluten Hoheitsrechte. Bei glasklaren Situationen wird er dies nie tun um seine Urteilsfähigkeit nicht in Frage zu stellen. Ist eine Situation knifflig oder ihm die Sicht genommen kann eine dann richtige Entscheidung nur im Sine des Fußball sein. Eine Entscheidung sollte über Mikro und Platzlautsprecher für die Zuschauerkommentiert werden. Auf Videowänden sollte sie jedoch nicht gezeigt werden um keine Emotionen zu schüren und Ausschreitungen zu provozieren. Jedem Trainer sollte pro Halbzeit das Recht eingeräumt werden eine vermeintlich strittige Situation vom Schiedsrichter per Videobeweis überprüfen zu lassen. Er wird das natürlich nicht in der fünften Minute bei einem Einwurf tun sondern überlegen wann er Gebrauch macht und je näher der Halbzeitpfiff kommt um so leichter wird er es tun. Eine Problematik verkenne ich natürlich nicht, der Schiedsrichter muss Charakter zeigen und eventuell eine getroffene Entscheidung zurücknehmen. Dazu erachte ich unsere Schiedsrichter für fähig. Noch etwas würde ich tun. Erfahrungsgemäß sind Schlussphasen und Nachspielzeit oft ganz entscheidend für den Spielausgang. Deshalb sollte das Erreichen der 90. Minute und die Nachspielzeit vom Schiedsrichter über den Platzlautsprecher bekannt gegeben werden. Nun würde ich bis zum Schlusspfiff jedem Trainer noch eine Überprüfung zugestehen. Ich bin mir natürlich dessen voll bewusst, dass meine Ansicht provokant und utopisch ist. Doch bei genauer Überlegung kommt vielleicht doch jemand zu der Meinung: "So schlecht wäre das nicht"! Bei den unteren Klassen würde natürlich alles beim alten bleiben da die technischen Möglichkeiten nie flächendeckend vorhanden sein werden. Aber das Schönste zum Schluss. Fehlentscheidungen werden auch zukünftig nicht auszuschließen sein, da Menschen am Werk sind. Menschen ohne Fehler ließen mich er erschaudern denn sie wäre ja Götter. Also werden wir auch weiterhin Gesprächsstoff für die Stammtische bekommen.!

 

Mit sportlichem Gruß ein kritischer Clubfan.

 

Peter Zeitler