Für Fussball, gegen Gewalt. Wer für den Fußball ist, ist gegen Gewalt.

Zu dieser Aktion rief die DFL alle Bundesligavereine in ganz Deutschland auf. Es sollte ein offizielles Plakat mit einem Fußballspieler, einem Polizisten und einem Fan des Vereines gemacht werden.  Umso mehr erfreute es uns, dass aus den Reihen der Vorstandschaft des Fanbetreuungsbezirkes 1 eine Person ausgewählt und bestimmt wurde. Voller Stolz  machte sich Vorstandsmitglied Angelo Pickel am Faschingsdienstag auf den Weg ins Stadion, um sich mit Clubprofi Javier Pinola und einer Polizistin  zu einem Fotoshooting zu treffen. Über eine Stunde wurde gewissenhaft den Anweisungen des Fotografen Folge geleistet. Es machte aber auch sehr viel Spaß, bei dieser Aktion dabei zu sein und auch dazu zu werben.

Martina Reßler

Gegen Gewalt

Kommentar zu Rassismus und Fußball.
Es kommt es aber auch immer wieder vor, dass im Zusammenhang mit Fußballveranstaltungen „Zigeunerrufe“, auch ‚Jude’, Nigger oder Hurensöhne als diskriminierende Äußerungen in Richtung des Gegners gebraucht werden.
Wenn sich die politischen Verhältnisse mal ändern sollten, könnte sich das Klima hierzulande auch schnell wieder ändern, denn rassistische und fremdenfeindliche Menschen sind feige Menschen.
Die Menschen am rechten Rand seien aber auch intelligenter geworden. Sie reagieren auf die Stimmung. So haben sie sich, da sie merkten, dass sie während der WM im Land der guten Laune und Partystimmung keinen Nährboden finden, zurückgehalten und sind untergetaucht.
Gerade und vor allem bei Auswärtsfahrten benehmen sich Fußballfans oft schlimm und beschämend. Die Dynamik bei Auswärtsfahrten, das Gruppenerlebnis in Verbindung mit Alkohol, lasse manche Hemmschwelle sinken, auch im Hinblick auf rassistische Äußerungen. Typisch sei auch das Verhalten bei Auswärtsländerspielen z.B. in Slowenien gewesen. So ein Verhalten können sich die Fans zuhause nicht erlauben. Trotzdem sei auch dort das Problem vorhanden. Der Rassismus ist  kein Problem des Fußballs alleine, sondern der Gesellschaft. Je weniger soziale Kontrolle herrscht, desto mehr kann der Rassismus sich durchsetzen. Dies zeige sich auch beim Verhalten von Vereinen.

Bei Heimspielen sei die soziale Kontrolle viel stärker. Rassismus sei dann aber dennoch nicht weg, sonders er zeige sich subtiler, wobei er im Osten viel stärker ausgelebt würde als im Westen
Bei Vereinen, die sich des Problems offensiv annehmen, ist das fast kein Thema, bei anderen Vereinen, die es ignorieren, zieht es die Rechten förmlich an. Jeder müsse deshalb wachsam sein. Wir dürfen nicht locker lassen. Am wichtigsten sei die soziale Kontrolle auch der Fans untereinander. Dass Rassismus ist kein Problem der Stehplätze alleine sei, sondern diesen gibt es auch in den VIP-Bereichen.
Man kann nicht davon ausgehen, dass die Fans im Stadion nicht repräsentativ für den Bundesligaalltag seien. Die Stimmung während der WM konnte aber helfen, die Sicht auf die Deutschen zu verbessern. Gerade weil die Welt Deutschland kaum mit den Attributen Offenheit, Freundlichkeit usw. bedacht hatte, konnten hier Pluspunkte gesammelt werden. Dies wird in der Welt nachhaltig in Erinnerung bleiben. Gerade der massenhafte Gebrauch der Deutschlandfahne hat den Nationalisten und den Rechten dieses Symbol für ihre Ziele entzogen.

 

Gegen Gewalt

Für den Rassismus ist auch die soziale Lage mitverantwortlich. Es steht aber auch fest, dass es eher wenige 100 Menschen seien, die manifestiert und offensichtlich rassistisches und diskriminierendes Gedankengut mit sich tragen oder dies auch offen zeigen. Auch würden diese kaum in der Menge der 30.000 - 50.000 im Stadion auffallen. Anders sei dies bei Spielen mit 3000 Besuchern. Dort falle so etwas schon deutlicher auf. In den großen Stadien ginge es aber eher unter.
Wichtig aber ist, dass jeder, auch wir Fans,  dagegenhalten.

Aber auch die sozialen Probleme, wie Arbeitslosigkeit, müssten aktiv bekämpft werden. Wir müssen selber eine soziale Kontrolle von Fans in den Stadien zu schaffen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass oft in den Stadien die jungen Fans nur das wiedergeben, was sie zu Hause von den Eltern hören. Und dies sei nicht nur ein Problem der sozialen Herkunft, sondern auch der Mittel- oder Oberschichten. Generell aber ist zu beobachten, dass sich die Situation in den Stadien gebessert habe in den letzten Jahren.
Sicher ist, dass nicht jeder, der sich rassistisch äußert, ein Rassist sei, aber auch nicht jeder, der dies nicht tue, keiner sei.
Und es gibt im Stadion eine gewaltige Mehrheit gegen Rassismus. Aber viele sagen auch, dass sie nichts dagegen tun, wenn rassistische Parolen gebrüllt würden.

Was können der Verein und die Fanorganisationen tun.
Die Aufklärung ist dafür sehr wichtig. Wichtig sei aber vor allem, dass die Fanszene sich selber reguliere. Von oben könne das Problem nicht gelöst, sondern nur unterstützt werden. Dies sei sehr wichtig, da sich so manche erst trauen, aktiv zu werden. Von daher ist eine Unterstützung von den Vereinen, Verbänden, der Polizei, aber auch im Einzelfall von den Ordnern im Stadion, wichtig.
In den meisten Stadienordnungen sei z.B. das Rufen oder Verbreiten von rassistischen Äußerungen verboten. Es werde aber eher selten aktiv dagegen vorgegangen. Auch die Rolle der Spieler trägt maßgeblich dazu bei. Diese könnten ihre Vorbildfunktion einsetzen, machen dies aber zu selten. Hier hätten die Vereine eine wichtige Rolle, die die Spieler dazu animieren sollten und müssen, sich aktiv am Kampf gegen Rassismus zu beteiligen. Dies sei genauso wichtig wie die Arbeit für Sponsoren.
Um sich aktiv mit dem Problem zu beschäftigen, muß man sich aber erstmal eingestehen, dass es vorhanden ist. Und das fällt vielen Vereinen schwer. Oft sind bei vielen Vereinen Desinteressen da.

Rassismus im Stadion kann aktiv nur aus den eigenen Reihen in den Kurven bekämpft werden. Dazu braucht es die uneingeschränkte Unterstützung von Verbänden, Vereinen, Fanclubs und der Medien.
Dazu muss das Thema aber aktiv angesprochen werden und nicht nur dann, wenn es gerade in Mode ist. Dazu sind wir alle gefordert und müssen Zeichen setzen.


Karl Teplitzky